Was schon bekannt ist
? Regelmässige Bewegung hat vielfältige positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden.
? In der Schweiz erfüllten 2007 lediglich 41% der Bevölkerung die Bewegungsempfehlungen. Der Langsamverkehr ist eine bedeutende Quelle für regelmässige körperliche Aktivität.
? Erwachsene, welche im Alltag häufig zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs sind, sind insgesamt körperlich aktiver und seltener übergewichtig.
? Das Velofahren und zu-Fuss-Gehen werden mehr und mehr als wichtige Bestandteile der urbanen Mobilitäts-Palette anerkannt.
Welche neuen Erkenntnisse dieser Bericht bringt
? Gesundheitsaspekte fliessen bis heute erst in sehr allgemeiner Form in Entscheidungsprozesse zum Langsamverkehr ein. Unter Anwendung des von der WHO entwickelten „ealth Economic Assessment Tools (HEAT)" fürs zu-Fuss-Gehen und fürs Velofahren wurde erstmals der volkswirtschaftliche Nutzen der Gesundheitseffekte des Langsamverkehrs für die Schweiz quantifiziert.
Heutiger Nutzen:
? Auf Grund des höheren Langsamverkehrs-Aufkommens ergeben sich in der Deutschschweiz mit rund CHF 2‘800 pro Jahr fürs zu-Fuss-Gehen und rund CHF 550 pro Jahr fürs Velofahren die höchsten pro-Kopf-Nutzen durch die positiven Gesundheitseffekte des Langsamverkehrs. Die Nutzen beziehen sich auf die reduzierte Sterblichkeit auf Grund regelmässiger Bewegung durch zu-Fuss-Gehen und Velofahren, basierend auf dem Zahlungsbereitschafsansatz. Im Tessin sind diese fürs zu-Fuss-Gehen rund 15% tiefer und fürs Velofahren bei rund einem Drittel des Werts der Deutschschweiz; für die Westschweiz liegen die Nutzen dazwischen.
? Beim Pro-Kopf-Nutzen für das Zu-Fuss-Gehen liegen die Kernstädte Basel, Bern, Genf, Lausanne, Winterthur und Zürich relativ nahe beieinander (rund CHF 3.000 jährlich). Für das Velofahren zeigt der Städtevergleich ein etwas anderes Muster, indem in den eher velofreundlichen Städten Basel und Winterthur ein rund doppelt so hoher pro-Kopf-Nutzen von rund CHF 800 pro Jahr erzielt wird wie in den als weniger velofreundlich geltenden Städten Genf und Zürich, und ein rund 8 mal höherer als in Lausanne, wo das Velofahren aus topografischen Gründen weniger attraktiv ist.
Szenarien:
? Eine Verdoppelung des Velofahrens in der Schweiz würde einen volkswirtschaftlichen Nutzen von jährlich CHF 2 Mrd. mit sich bringen. Dies würde ungefähr einer Zunahme des gesamtschweizerischen Veloverkehrsanteils (5.3%) auf das Niveau von Winterthur (10%) oder Basel (11%) entsprechen.
Mit einer Zunahme des Langsamverkehrs-Aufkommens um 10% landesweit würden im Vergleich zum Referenzszenario des Langsamverkehrsaufkommens im Jahr 2005 zusätzliche CHF 1.5 Mrd. an Gesundheitsnutzen pro Jahr erzielt. Diese liegen damit in derselben Grössenordnung wie die rund CHF 2 Mrd. externe Gesundheitskosten der Luftbelastung oder den geschätzten CHF 1.3 Mrd. Klimakosten des Verkehrs.
? Würden die an anderer Stelle für den Langsamverkehr berechneten Potenziale zur Reduktion der CO2 Emissionen durch Umlagerung von kurzen Etappen des motorisierten Individualverkehrs zum Langsamverkehr erreicht, könnten im Vergleich zum Referenzszenario zusätzliche volkswirtschaftliche Gesundheitsnutzen in der Grössenordnung von CHF 2 bis 5 Mrd. erreicht werden.
? Dem Ziel der Städteinitiative in Zürich, den motorisierten Individualverkehr (MIV) innert 10 Jahren um 10% Prozentpunkte zu reduzieren, können beim Erreichen des Ziels aufgrund dieser Studie geschätzte jährliche Gesundheitsnutzen von über CHF 40 Mio. gegenübergestellt werden.
Welche Schlüsse daraus gezogen werden können
? In der Schweiz ist Langsamverkehr eine bedeutende Quelle für regelmässige körperliche Aktivität und leistet damit bereits heute einen bedeutenden Beitrag zur Gesundheit der Schweizer Bevölkerung. Synergien mit Klima-, Luft- und Lärmschutz liegen dabei auf der Hand.
? Die erstmalige ökonomische Quantifizierung des Gesundheitsnutzens des Langsamverkehrs trägt zu den systematischen und quantitativen Nutzenabschätzungen in diesem Bereich bei. Sie hat gezeigt, dass die zu erwartenden volkswirtschaftlichen Effekte bei einer Steigerung des Langsamverkehrs erheblich sein werden.
? Internationale Beispiele zeigen, dass bedeutende Steigerungen des Langsamverkehrs über einen angemessenen Zeitraum möglich sind, wenn entsprechende Investitionsentscheidungen getroffen und aufrechterhalten werden. In Anbetracht der erheblichen Gesundheitsnutzen erscheinen substantielle Investitionen in den Langsamverkehr, beispielsweise im Rahmen der Agglomerationsprogramme, gerechtfertigt.